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Julius-Rumpf-Preisträger 2020:
Die Schalker Fan-Initiative e.V.

Nicht nur wegen Tönnies….
Sie sind Fans, deren Herz und Verstand dem Verein Schalke 04 gehören. Sie wollen den Verein, den Fußball und ihre Stadt feiern. Genau diese Freude war 1992 schwer getrübt, fast unmöglich, als die Gründungsmitglieder der Initiative zusammen saßen. Die Empörung über die zunehmende Ausländerfeindlichkeit im Land, in der Region und vor allem im Parkstadion sollte nicht in Tatenlosigkeit enden. Das war der Beginn der  „Schalker Fan-Initiative gegen Rassismus und Diskriminierung e.V. “ im Jahre 1992, die sich nun zu einem 28jährigen kontinuierlichen und erfolgreichen Einsatz für einen Fußball entwickelt hat, in dem Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung keinen Platz haben sollen.

Ein großes Fest war geplant – wir müssen es verschieben. Bis dahin freuen wir uns, dass wir in Gelsenkirchen ein  Video über die Preisträger und über die Entscheidung des Kuratoriums der Julius-Rumpf-Stiftung drehen konnten, und gerne schließen wir uns den Gratulationen an.

www.youtube.com/watch?v=NkykXMU-EqQ&feature=youtu.be

 

Julius-Rumpf-Preis 2019


„Es gibt sie noch, die sorgenden Bürgerinnen und Bürger“

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Andreas Lipsch

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Laudatio von Andreas Lipsch, Vorsitzender von PRO ASYL
anläßlich der Verleihung des Julius-Rumpf-Preises 2018 an den Verein „Freund statt fremd“ am 8. Juli 2018 in Bamberg

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich bin gebeten worden, Sie, liebes Team von „Freund statt fremd“ anlässlich dieser Preisverleihung zu loben. Das tue ich von Herzen gern. Aber ich sag’s Ihnen lieber gleich: Es wird mir in diesen Zeiten nicht gelingen, es nur beim Loben zu belassen. Ich will und werde auch klagen. Und schließlich möchte ich Sie – und damit meine ich uns Alle – um etwas bitten. Also: Lob, Klage und Bitte, in dieser Reihenfolge.

„Gibt`s das eigentlich noch, das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlingsarbeit?“, werde ich in letzter Zeit regelmäßig vor allem von Journalisten gefragt. „Allerdings!“, sage ich dann. „Es ist zwar schwieriger geworden für die freiwillig Engagierten, sie werden kritisiert, zuweilen auch angefeindet. Es haben sich auch welche zurückgezogen. Aber immer noch engagieren sich viel mehr Menschen für und mit Geflüchteten denn je.“ Kaum habe ich das gesagt, schaue ich in ein zutiefst skeptisches Gesicht: „Hmhm“. Und ich spüre: Sie glauben es mir nicht. Sie denken wirklich, dass es nur noch sogenannte „besorgte Bürger“ gibt und alle anderen sich frustriert oder enttäuscht zurückgezogen haben.

Darum ist diese Preisverleihung so wichtig, die eigentlich auf dem Marktplatz stattfinden sollte, damit alle sehen und hören: Allerdings gibt es sie noch, die „sorgenden Bürgerinnen und Bürger“, die sich nicht haben ins Bockshorn jagen lassen, die trotz aller Kritik und Beschimpfungen weiter machen, die gerade wegen der menschenfeindlichen Stimmung im Land dabei bleiben, die – mit welchen kulturellen oder religiösen Prägungen auch immer – eine Überzeugung teilen: dass Menschenrechte nicht teilbar sind; dass die Menschenwürde unanstastbar … sein soll und doch immer wieder angetastet wird. Sorgende Bürgerinnen und Bürger, die wissen oder vielleicht auch nur spüren, dass die Ausgrenzung und Herabwürdigung einer Gruppe von Menschen die Ausgrenzung anderer Gruppen nach sich zieht und letztlich die gesamte Gesellschaft zugrunde richtet. Positiv formuliert: dass Gesellschaften nur funktionieren, wenn sie solidarisch sind, im Kleinen eines Gemeinwesens und im ganz Großen der Weltgesellschaft.

Es ist ein Glück, dass es Sie, das Team von „Freund statt fremd“ hier in Bamberg gibt, und dass Sie Teil einer sehr großen sorgenden Zivilgesellschaft in Deutschland sind, die allerdings immer wieder übersehen wird, weil sie nicht so laut ist wie die eigentlich viel kleinere Gruppe der ressentimentgeladenen Hassprediger und Hasspredigerinnen, deren Ziel es ist, aus Fremden Feinde zu machen. Vielleicht müssen auch wir etwas lauter werden. Aber dazu komme ich noch.

Auch wenn Sie erst seit 2015 ein eigenständiger gemeinnütziger Verein sind, existiert Ihre Initiative bereits seit 2011. Eine Zeit, wo Flüchtlinge noch nicht in aller Munde waren, das Jahr, in dem der Syrienkrieg begann, eine Zeit, in dem Kirchen, Verbände und Flüchtlingsinitiativen immer wieder darauf hinwiesen, dass Europa mehr Verantwortung für den Flüchtlingsschutz übernehmen muss. Eine Zeit, in der bereits absehbar war, dass die Nachbarstaaten Syriens mit der dauerhaften Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen überfordert sein würden.

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Julius-Rumpf-Preis 2018 für den Verein „Freund statt fremd“ in Bamberg

32824870_10209524866358871_2611870583083761664_nDer Verein „Freund statt fremd“ in Bamberg erhält den diesjährigen Julius-Rumpf-Preis 2018 in Höhe von 10.000 Euro. Die Preisverleihung findet am 8. Juli 2018 in Bamberg statt. Die Laudatio hält Andreas Lipsch, Vorsitzender von Pro Asyl. Dies teilte der Vorsitzende des Kuratoriums, Michael Karg, mit.

„Freund statt fremd“ ist ein noch junger Verein mit einer erstaunlichen Entwicklung. Seit 2011 bildete sich eine überkonfessionelle und überparteiliche Bewegung, die sich ehrenamtlich um die Belange von Flüchtlingen kümmerte, 2015 erfolgte die Vereinsgründung. Mit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen wuchsen auch die Aufgaben und Herausforderungen in und um Bamberg. Neben den bereits etablierten Deutschkursen und Patenschaften bildeten sich Arbeitskreise. Je mehr Menschen kamen, umso unersetzlicher wurde die aktive Arbeit der Ehrenamtlichen. Inzwischen teilen sich 17 Arbeitskreise die Aufgaben: von der Betreuungsarbeit in der Aufnahmeeinrichtung über Sprach- und Integrationskurse, Patenschaften, Hilfe bei der Wohnungssuche bis zur Gestaltung von Freizeitangeboten und dem Betrieb einer Kleiderkammer. Besonders wichtig wurde der „Arbeitskreis Aufnahmeeinrichtung“, seit Hunderte geflüchtete Menschen auf dem ehemaligen Kasernengelände (AEO) im Bamberger Osten untergebracht wurden, das dadurch zu einem Brennpunkt der Flüchtlingsarbeit in Bamberg geworden ist. Der Verein betreibt dort ein Spielzimmer und das „Café Willkommen“ für die erwachsenen Bewohner. Die Erfahrungen der Ehrenamtlichen in der strukturell hochproblematischen Unterbringung führen zu einer strikten Ablehnung der geplanten „Ankerzentren“.

Das Kuratorium würdigte den beispielhaften Einsatz des Vereins, der mit hoher Professionalität, Phantasie und Menschenfreundlichkeit die Geflüchteten begleitet und unterstützt. Als besonders eindrucksvoll empfand das Kuratorium den politischen Protest gegen zentrale Sammelunterkünfte. Mit der Ehrung, so Karg, sei auch der Wunsch verbunden, dass sich die Politik bei der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen  von jenen beraten lassen sollte, die aus der konkreten Arbeit ihre Erfahrungen und Kenntnisse einbringen, und nicht von fragwürdigen Stimmungen.

Mit dem Julius-Rumpf-Preis zeichnet die Martin-Niemöller-Stiftung seit dem Jahr 2000 Einzelne oder Gruppen aus, die für Toleranz, gewaltfreie Konfliktlösungen, Mitmenschlichkeit und Versöhnung eintreten. Der Preis erinnert an des Wirken des Wiesbadener Marktkirchenpfarrers Julius Rumpf (1874-1948), der führendes Mitglied der Bekennenden Kirche während der NS-Zeit war.

Mer über „Freund statt fremd“: https://freundstattfremd.de

 

„Den Menschen um Gottes Willen in den Blick nehmen“

 

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Foto: Mohamad Osman

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Verleihung Julius Rumpf- Preises 2016:
Heidi J. Stieweink dankt für den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe

 

Sehr geehrter Herr Dr. Rumpf, sehr geehrte Familie Rumpf, sehr geehrte Frau Sievers, sehr geehrter Herr Karg,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Begleiterinnen der Flüchtlingsarbeit,

zuerst einmal ein besonders herzliches Dankeschön an Frau Ingrid Rumpf für diese außergewöhnliche Auslegung der Geschichte um Ruth und Boas, selten habe ich eine solche Interpretation der Bibelstelle gehört!

 „Den Menschen um Gottes Willen in den Blick nehmen“—das ist der leitende Satz meines langjährigen Kollegen und Freundes Harald Würges. Er ist der Synodalbeauftragte der evangelischen Kirchenkreise Braunfels und Wetzlar für Migration und Integration. Er steht für entsprechende Vernetzung und Kooperation und trägt prägend Kirchlicherseits unsere Flüchtlingsarbeit. Ich unterstütze ihn im Kirchenkreis und unter anderem im Camp. Und darf stellvertretend für ihn Worte des Dankes an Sie richten.

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Was ist die unsichtbare Tiefe hinter dem Menschen?

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Annegret Oelschlägel-Rumpf trug die Rede in Vertretung von Ingrid Rumpf vor Foto: Mohamad Osman

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Rede von Ingrid Rumpf* zur Verleihung der Julius-Rumpf-Preises in Wetzlar
am 18. 06. 2016

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Julius Rumpf, der Namensgeber unserer Stiftung, war mein Schwiegervater, leider habe ich ihn nicht mehr erlebt und kann deswegen nicht wirklich lebendig von ihm erzählen. Er war protestantischer Pfarrer im Widerstand gegen ein Unrechtsregime, er war, soviel habe ich aus Erzählungen verstanden, so etwas wie protestantisches Urgestein, und als solcher hatte er natürlich die Geschichten der Bibel verinnerlicht und aus ihnen vielleicht auch die Kraft zum Widerstand geschöpft. In diese Tradition mich einfügend, möchte ich Ihnen heute eine biblische Geschichte nacherzählen: Die wunderbare Liebesgeschichte von Boas und Ruth aus der jüdischen Bibel, dem sog. Alten Testament.

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Visionärer Blick und hohe Sachkenntnis

Michael Karg, Vorsitzender der Martin-Niemöller-Stiftung Foto: Mohamad Osman

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Begrüßungsrede zur Verleihung des Julius Rumpf-Preises 2016
an den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe in Wetzlar-Niedergirmes am 18.06.2016

 

Wir sind hier heute versammelt, weil es um Menschen, um die Würde von Menschen geht; weil der AK Flüchtlingshilfe geehrt werden soll, dem diese Würde in besonderer Weise am Herzen liegt.

In der Bibel heißt es (Gen 1,27): „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn“. Das gilt für alle Menschen, nicht für bestimmte Völker oder Ethnien. Die in der Gottesebenbildlichkeit gründende Würde gilt uneingeschränkt für alle Menschen – und in besonderer Weise für die, die des Schutzes und der Achtung ihrer Rechte bedürfen. „Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten“ heißt es im 3. Buch Mose (19, 33 f). Das Deutsche Grundgesetz speist sich u.a. aus christlichen Wurzeln und sagt in Art. 1 unmissverständlich: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Auch hier geht es nicht um die Würde bestimmter Menschen, sondern aller Menschen, die im Geltungsbereich des Grundgesetzes leben. Wer vorgibt, um die Werte des christlichen Abendlandes besorgt zu sein, sollte sich diese Textstellen sehr zu Herzen nehmen und sollte auch daran gemessen werden! (mehr …)

Julius-Rumpf-Preis 2016: „Sehen, was notwendig ist“

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Foto: Mohamad Osman

Die Entscheidung ist gefallen: Der Julius-Rumpf-Preis 2016 geht an den „Arbeitskreis Flüchtlingshilfe Mittelhessen“. In dem Netzwerk engagieren sich seit über 25 Jahren mittlerweise an die 1000 ehrenamtliche Helfer für Flüchtlinge aus allen Ländern, die in der Region Zuflucht gefunden haben. Der Arbeitskreis wird getragen von kirchlichen und gesellschaftlichen Gruppen, die auf unterschiedlichen Ebenen und an unterschiedlichen Bedürfnissen versuchen, die Neuankömmlinge beim Start zu unterstützen. Dabei hat sich in den letzten Jahren eine Vielzahl von neuen Projekten entwickelt, die sich aus konkreten Situationen entwickelt haben.

Die Preisverleihung findet am 18. Juni 2016 in Wetzlar statt.

 

Weitertragen in die Zukunft

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Stifterehepaar Dr. Günter und Ingrid Rumpf

Zunächst erschien der im stillen Kämmerlein ausgefüllte Spendenscheck, die „stille Wohltätigkeit“, den engagierten Christen Günther und Ingrid Rumpf als die einzige Möglichkeit, sich auch im fortgeschrittenen Alter noch aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Denn: „Jenseits einer gewissen Altersgrenze“, so Ingrid Rumpf, „verbieten sich Demonstrationen oder ein Einsatz in den Krisenherden dieser Welt.“

Nicht nur fromme Innerlichkeit

Doch dann reifte die Überzeugung, dass christliche Wohltätigkeit und bürgerschaftliches Engagement nicht mehr in verschiedenen Welten angesiedelt sein dürfen, und dass dann eben auch das öffentliche Bekenntnis zu dem, was man tut und erreichen möchte, dazugehört. In einer Stiftung sahen sie den geeigneten Weg, „Menschen zu ermutigen und zu fördern, die das tun, was wir nicht mehr tun können“. Sie beschlossen also, eine Stiftung zu begründen, um mutigen, phantasievollen und wirkungsvollen Einsatz für Mitmenschlichkeit zu fördern und an die sprichwörtlich „große Glocke“ zu hängen, damit das gute Beispiel Nachahmer und weitere Förderer finde. Die Stiftung sollte den Namen des Vaters von Günther Rumpf tragen: Julius Rumpf.

 

Die Stiftung

Das Startkapital für die zu gründende Stiftung wurde treuhänderisch der Martin-Niemöller-Stiftung e.V. übergeben. Dies war eine ideale Lösung: Die Martin-Niemöller-Stiftung ist in Wiesbaden ansässig, der Stadt des Wirkens von Julius Rumpf.

Martin Niemöller und Julius Rumpf haben lange Jahre gegen den Nationalsozialismus zusammengearbeitet; heute führt die Martin-Niemöller-Stiftung das friedenspolitische Engagement ihres Namensgebers fort. Feindbilder abzubauen, Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität zu fördern: diese Grundziele der Niemöller-Stiftung decken sich weitgehend mit dem Anliegen, das auch Günther und Ingrid Rumpf zu der Stiftungsidee bewog.

Das Kuratorium der Julius-Rumpf-Stiftung besteht aus zwei Vertretern der Familie Rumpf, dem Vorsitzenden und dem/der Geschäftsführer/in der Martin-Niemöller-Stiftung; weitere Mitglieder können benannt werden. Das Kuratorium wacht über die Einhaltung des Stiftungszwecks und entscheidet über alle Angelegenheiten, die mit der Verleihung des Julius-Rumpf-Preises und mit weiteren Förderungen verbunden sind.

Seit August 2007 wird der Julius-Rumpf-Stiftungsfonds treuhänderisch von der Stiftung Diakonie in Hessen und Nassau verwaltet.

Wir freuen uns über Spenden auf unser Konto
Julius-Rumpf-Stiftung
Landesbank Hessen-Thüringen
500055090 (BLZ 500 500 00)

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